ELEGANT UND MELANCHOLISCH

Elegant und melancholisch

Starpianist Martin Stadtfeld spielt das erste Klavierkonzert von Frédéric Chopin

Martin Stadtfeld ist ein Virtuose am Klavier.

Am Sonntag, 27. Oktober, geht um 20 Uhr für viele Liebhaber der klassischen Musik in unserer Region der lang gehegte Wunsch in Erfüllung, den Starpianisten Martin Stadtfeld noch einmal zu erleben. Im Herbst 2017 begeisterte er mit einem Klavierkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart. Dieses Mal konnte der Kulturverein Holzminden ihn als Interpreten für das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 e-Moll Opus 11 von Frédéric Chopin gewinnen. Begleitet wird er von dem ebenfalls in Holzminden bekannten und beliebten Württembergischen Kammerorchester Heilbronn (WKO).

Martin Stadtfeld ist ein weltweit gefragter Pianist, vierfacher ECHO-Klassik-Gewinner und einer der wenigen deutschen Gewinner des Leipziger Internationalen Bach Wettbewerbs. Den furiosen Auftakt zu seinen zahlreichen CD-Einspielungen machte 2003 seine Aufnahme mit J. S. Bachs „Goldberg-Variationen“, die aus dem Stand auf Platz zwei der deutschen Klassik-Charts gleich hinter der russischen Sopran-Diva Anna Netrebko gelangte – noch vor Cecilia Bartoli und Anne-Sophie Mutter. Von FAZ, Zeit und Welt schon in jungen Jahren als Ausnahmetalent, Talent der Sonderklasse und „der bessere Lang Lang“ bezeichnet, blieb Stadtfeld stets sich selbst und seinem klaren, durchscheinenden Stil treu. Konzertauftritte führten ihn in die wichtigsten Musikzentren und zu den großen Orchestern Europas und Asiens. Er konzertierte unter anderem mit dem Leipziger Gewandhausorchester, der Staatskapelle Dresden, den Wiener Symphonikern, dem Mozarteum Orchester Salzburg und vielen anderen. Auch bei den großen Festivals ist er regelmäßig zu Gast. Zahlreiche Radio- und TV-Auftritte runden sein künstlerisches Schaffen ab. Seit neuestem ist er als Professor für Klavier an der Hochschule Bremen engagiert.

Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn ist ebenfalls ein gern gesehener Gast auf internationalen Podien, so unter anderem in jüngerer Zeit dem des Concertgebouws Amsterdam, der Kölner Philharmonie, der Elbphilharmonie Hamburg sowie beim Rheingau Musikfestival. Konzertreihen in Heilbronn sowie zahlreiche CD-Produktionen runden das Tätigkeitsspektrum des WKO ab. Die Liste der bekannten Dirigenten, die mit dem WKO auf der Bühne standen, ist lang. Die Leitung des Konzertabends liegt dieses Mal in den Händen seines Konzertmeisters Zohar Lerner, der als Gastkonzertmeister bei vielen renommierten Ensembles und bei Festivals auftrat.

Das im Mittelpunkt des Konzertabends stehende Klavierkonzert von Frédéric Chopin zählt ohne Zweifel zu den rund zwei Handvoll wirklich unsterblichen Klavierkonzerten der Musikgeschichte. Frédéric Chopin, so drückte es Claude Debussy einmal aus, „war der größte von uns allen, denn er entdeckte alles einzig und allein durch das Klavier.“ Tatsächlich findet sich in Chopins gesamtem Schaffen kein Werk ohne Beteiligung des Klaviers. Nur wenige Kammermusikstücke und Lieder von ihm beziehen überhaupt andere Instrumente oder die menschliche Stimme mit ein. Und Kompositionen für Klavier und Orchester sind ebenfalls rar. Neben dem auf dem Programm stehenden Klavierkonzert gibt es nur noch sein ebenfalls bekanntes f-Moll-Konzert Opus 21 sowie vier kleinere Werke, die er allesamt in seinen Jugendjahren in Warschau vor seiner Übersiedlung nach Frankreich schrieb.

Chopin schrieb seine beiden großen Klavierkonzerte in rascher Folge. Dabei entstand das sogenannte „zweite“ Konzert vor dem „ersten“, die irreführende Zählung rührt daher, dass das f-Moll-Konzert erst 1836, das in e-Moll Opus 11 aber bereits 1833 einen Verleger fand. Nach Chopins eigenen Angaben wurden beide Klavierkonzerte durch seine heimliche Liebe zu der jungen Sängerin Konstancja Gladkowska inspiriert. Über die Romanze, den Mittelsatz des e-Moll Konzertes schrieb der Komponist an einen engen Freund: „Sie ist sehr romantisch, ruhig, melancholisch, sie soll den Eindruck eines liebevollen Hinblickens auf eine Stätte machen, die Tausende von angenehmen Erinnerungen aufsteigen lässt. Sie ist wie ein Hinträumen in einer schönen mondbeglänzten Frühlingsnacht“.

Die Schlusssätze sind in beiden Konzerten auf Volkstanzrhythmen aufgebaut und unterstreichen die emotionale Tiefe seiner Komposition. Durch seine Virtuosität als begnadeter Pianist war er imstande, die Vielfalt seines Instrumentes zu nutzen und so für sich und die nachfolgenden Interpreten seiner Konzerte ganz neue musikalische Dimensionen zu schaffen. Auf die Interpretation durch Martin Stadtfeld dürfen die Musikfreunde gespannt sein. Eingerahmt wird das Klavierkonzert durch das Werk von Ottorino Respighi „Antiche danze ed arie Suite Nr. 3“ und Béla Bartóks „Divertimento für Streichorchester Sz.113“, beide Stücke vorgetragen durch das Württembergische Kammerorchester Heilbronn.
Der Kulturverein Holzminden lädt zu dem überragend besetzten Konzert alle Musikliebhaber der Region – nicht nur die Anhänger der klassischen Musik – in die Stadthalle ein.