FABIAN
„Fabian“ - brandaktuell wie vor einem Jahrhundert
Erich Kästners Roman auf der Bühne der Stadthalle Holzminden
Am Dienstag, 7. Mai, um 20 Uhr zeigt der Kulturverein Holzminden e.V. die Bühnenfassung des Romans „Fabian“ in einer Inszenierung der Burghofbühne Dinslaken. Auch viele Jahre nach dem Tod des Autors wirkt Kästners Literatur nach. Nicht zuletzt durch die bravouröse Verfilmung unter der Regie von Dominik Graf mit Tom Schilling und Saskia Rosendahl u. a. wird die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg und einer sich entgrenzenden Gesellschaft Berlins lebendig. Mit einer beeindruckenden Inszenierung gelingt es auch der Burghofbühne Dinslaken, das schrille und skurrile Berliner Nacht- und Großstadtleben dieser Zeit so authentisch auf die Bühne zu bringen, dass der Zuschauer Raum und Zeit vergisst.
Zum Inhalt: Jakob Fabian, 32 Jahre, Beruf wechselnd, zurzeit Reklamefachmann, nachts Beobachter und Nutznießer des schillernden und verruchten Berliner Nachtlebens. In den Clubs und Bars wird gefeiert, als gäbe es kein Morgen. Und das ist leider so in der Nachkriegszeit mit Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit und galoppierender Inflation. Für Fabian stellt sich die Frage, mitmachen oder nicht oder vorwärts kommen. Aber womit? Und vor allem, für wen oder was? Die Stadt ist groß und voller Menschen und manchmal wohnt die Liebe direkt nebenan.
Mit seiner stürmischen Liebe zu Cornelia blüht Fabian auf und beginnt seine ironisch distanzierte Haltung zum Leben und den Themen seiner Zeit zu hinterfragen. Leider ist die Liebe nicht von Dauer und auch andere Bausteine seines Lebens brechen nach und nach weg. Erich Kästner hat mit „Fabian oder der Gang vor die Hunde“ ein in der satirischen Überspitzung äußerst anschauliches Porträt der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts verfasst. Die Figur Fabian kann aber auch bruchlos ins Heute übertragen werden, was nicht zuletzt durch die aktuelle preisgekrönte Verfilmung überzeugend dargestellt wird.
Zum Autor: Erich Kästner, geboren am 23.02.1899, prägte wie kaum ein anderer deutscher Autor das internationale Bild deutscher Literatur in der Zeit weltbewegender Umbrüche. Seine Veröffentlichungen setzten sich kritisch mit dem Zeitgeist auseinander. Obwohl er die politischen Veränderungen kommen sah, schätzte er die Wirkungen falsch ein. So war er selbst Zeuge, als sein Roman Fabian verbrannt wurde und seine Werke auf sogenannte schwarze Listen gesetzt und teilweise verboten wurden. Mit seinem Roman gibt der Pazifist Kästner dem Leser Einblick in das eigene Denken und Handeln, denn die Wesenszüge des Protagonisten sind vielfach autobiografisch.